BLOCK 6 in Berlin-Kreuzberg

1987

Das Integrierte Wasserkonzept im Block 6 in Berlin-Kreuzberg wurde ursprünglich als Projekt der Internationalen Bauausstellung 1987 entwickelt und als Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus (EXWOST) mit Bundes- und Landesmitteln initiiert. Das Modellvorhaben ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Land Berlin und dem Eigentümer der Anlage. Forschung zu  verschiedenen Teilkonzepten Ökologischen Bauens wurde seit dem hier umgesetzt. Häusliches Abwasser der Bewohner des Block 6 wird  in die zwei Teilströme Schwarz– und Grauwasser getrennt. Das phosphor- und stickstoffhaltige Schwarzwasser aus dem Sanitärbereich gelangt direkt in die Kanalisation. Das nährstoffärmere Grauwasser aus Badewannen, Duschen, Handwaschbecken und Küchen wird über eine zweite Leitung getrennt und kann dezentral aufbereitet als Betriebswasser für die Freiflächenbewässerung und -gestaltung sowie für häusliche Bedarfe wiederverwendet werden.

2006

Um die gebäudebezogene Betriebswassernutzung wirtschaftlicher zu gestalten, wurde das Wasserkonzept neu überarbeitet. Ziel des Landes Berlin war es, im Einvernehmen mit dem Eigentümer, den Bestand der Anlage als „technisches Denkmal“ zu sichern. Auf dem Fundament des ehemaligen Schönungsteiches der Pflanzenkläranlage im Block-Innenhof wurde ein Betriebswasserhaus in ökologischer Holzbauweise errichtet. Dort wird seit dem das Grauwasser von ca. 250 Personen mechanisch-biologisch zu Badewasserqualität aufbereitet und zur Spülung der Toiletten und Bewässerung der Mietergärten wieder verwendet. In die ursprüngliche ca. 1.000m² große Pflanzenkläranlage wird nun das auf dem Gelände anfallende Regenwasser von 2.350m² Dachfläche und 650 m² versiegelter Fläche eingeleitet. Das Kleinklima wird über die Verdunstung der Pflanzen verbessert. Nach Starkregenereignissen kann überschüssiges Wasser zeitverzögert über eine angrenzende Mulde versickern. [1]

2013

Auf dem Hof des Block 6 installieren wir die ROOF WATER-FARM Demonstrationsanlage und Teststrecke, um die Trennung und Wiederverwendung der gebäudebezogenen Abwasserströme weiter zu entwickeln. Im Betriebswasserhaus mit Abwasseraufbereitungssystem und im Wasserfarm-Gewächshaus werden die technischen Komponenten der Forschung sichtbar und fassbar. Dazu gehören:

  • die Aufbereitung des Grauwassers zu Betriebswasser (Badewasserqualität) incl. Prüfung der hygienischen Qualität
  • die Analyse von relevanten Mikroschadstoffen im Abwasser (Arzneimittelrückstände, z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Carbamazepin)
  • der Anbau von Gemüse und die Aufzucht von Fisch (Hydroponik, Aquakultur) und
  • die Produktion von Düngemittellösung aus Schwarzwasser für die hydroponische Pflanzenkultivierung.

Die Demonstrationsanlage und Teststrecke liefern uns

  • verfahrenstechnische und statische Daten für die Anwendung von ROOF WATER-FARM  Technologie in Gewächshäusern auf den Dächer der Stadt
  • Werte für Nachhaltigkeitsbetrachtungen und
  • Eckdaten für die Entwicklung von Betreibermodellen für den kommerziellen und nicht-kommerziellen Betrieb und die Produktvermarktung.