Auf der Maßstabsebene Stadt werden maximale Nutzungspotenziale von Dachflächen durch ROOF WATER-FARM am Beispiel von Berlin untersucht. Die theoretisch räumliche und flächige Umsetzbarkeit der vier RWF Varianten konnte durch Integration unterschiedlicher gebäudebezogener Informationen in einem Geographischen Informationssystem (GIS) modelliert, visualisiert und analysiert werden. Dabei spielen besonders Dachflächen, Gebäudetypen, Abwasserströme und Wasserbedarf der einzelnen RWF Varianten eine Rolle. In der ersten Graphik in der rechten Bildleiste sind die verwendeten Datensätze und Modellierungsschritte vereinfacht dargestellt.

Innerhalb der 900 km² Stadtfläche von Berlin wurden insgesamt 536 000 Gebäude erfasst. Mit der GIS Analyse konnte gezeigt werden, dass lediglich 13% der erfassten Gebäude Flachdächer mit mehr als 50 m² nutzbarer Dachfläche besitzen. Allerdings lebt mit rund 57% der Großteil der 3,4 Mio. erfassten Einwohner in diesen Gebäuden, die somit maßgeblich zur häuslichen Abwasserproduktion beitragen. Außerdem entfallen knapp 45% der Gebäudegrundflächen auf die für RWF geeignete Gebäude und gelten so auch hinsichtlich des Regenwassermanagements als relevant.

Die aufgrund von Geometrie (rechteckige Flächen) und Größe (>50 m²) für Dachgewächshäuser potenziell nutzbare Dachfläche in Berlin beläuft sich auf etwa 2 300 ha, was etwa 23% der Gebäudegrundflächen aller erfassten Gebäude in Berlin repräsentiert. Die Verteilung der potenziell nutzbaren Dachflächen auf unterschiedliche Gebäudetypen (ermittelt aus Automatischem Liegenschaftskataster Berlin) ist in der  zweiten Grafik in der rechten Bildleiste dargestellt und wird unter dem Menüpunkt Gebäude näher erläutert.

Die nebenstehenden Karten zeigen, dass die vier RWF Varianten unterschiedliche Erschließungspotenziale für die ermittelten theoretisch nutzbaren Dachflächen haben. RWF Variante I und II benötigen häusliches Abwasser (Grau- und Schwarzwasser) als Produktionsmittel und können so nur etwa die Hälfte der potenziellen Dachflächen erschließen. Erwartungsgemäß liegen mit 86% die RWF I und II Potenzialflächen auf großen Wohngebäuden und in Wohnsiedlungen in der Innenstadt und am Stadtrand, wo viel häusliches Abwasser produziert wird.

RWF Variante III hat einen relativ hohen Wasserbedarf, der aus Regenwasser gedeckt werden soll. Dadurch können mit dieser Variante nur 34% der Potenzialflächen erschlossen werden, die zwar noch zu 42% auf den großen Dachflächen von Wohngebäuden liegen, aber zu jeweils 22-23% auch auf Gewerbe- und Transformationsbauten sowie zu 7% auf Bildungsbauten. Bei RWF III und IV spielt alleine die Gebäudegrundfläche als Einzugsgebiet für Regenwasser als Produktionsmittel eine Rolle.

RWF Variante IV hat das größte Flächenpotenzial der RWF Konzepte. Da es ebenfalls Regenwasser nutzt, aber einen geringeren Wasserbedarf als RWF III aufweist, könnten mit der Variante 88% der Potenzialflächen bestückt werden mit einer ähnlichen Verteilung auf Gebäudetypen wie bei RWF III.

Analog zu den theoretisch ermittelten RWF Flächenpotenzialen für Berlin, können theoretische jährliche RWF Produktionsmengen abgeschätzt werden. Dafür werden die folgenden Faustwerte als Annahmen genutzt:

  •  60% der Dachgewächshausfläche wird produktiv genutzt, 40% sind Verkehrsflächen, Wirtschaftsräume u.a..
  • 1 m² Fischtank benötigt 5 m² Sedimentation und Biofilter und versorgt 6 m² Hydroponik.
  •  1 m² Fischtank produziert bei zwei Besatzzyklen etwa 200 kg Fisch pro Jahr.
  • 1 m² Hydroponik produziert bei 5 Anbauzyklen etwa 35 kg Salat pro Jahr.

Mit diesen Annahmen ergeben sich die folgenden signifikanten jährlichen Produktionszahlen bei maximaler Diffusion der RWF-Technologie in Berlin:

  • RWF Variante I: 110 000 Tonnen Fisch und 115 000 Tonnen Salat.
  • RWF Variante II: 230 000 Tonnen Salat.
  • RWF Variante III: 75 000 Tonnen Fisch und   80 000 Tonnen Salat.
  • RWF Variante IV: 420 000 Tonnen Salat.