Die dezentrale Grauwasseraufbereitung – am Block 6 für 10 Kubikmeter Tagesreinigungsleistung dimensioniert – erfolgt rein mechanisch/biologisch; d. h. es werden an keiner Stelle Chemikalien dosiert. Lediglich die UV-Desinfektionsanlage wird – ähnlich wie ein Wasserkocher ca. einmal jährlich mit etwas Zitronensäure von Kalkablagerungen befreit, dieses findet i.d.R. zeitgleich mit dem Austausch einer neuen Röhre (ähnlich dem Auswechseln einer Leuchtstoffröhre) statt.

|Konzept und Module

Eine gute Vorreinigung, die Schweb-, Schwimmstoffe entfernt und den Zutritt von Störstoffe wie z. B. Plastik und Hygieneartikel über ein Sieb verhindert, ist dringend zu empfehlen. Bei einer hydraulischen Verweilzeit von insgesamt etwa 1,5 Tagen wird der im System anfallende Schlamm zum großen Teil biologisch abgebaut (aerob konditioniert). Restschlammmengen von ca. 2 Gramm pro Person und Tag könnten zukünftig mit den zurückgehaltenen Fetten, absetzbaren Stoffen und Siebresten in einer Biogasanlage einer weiteren Verwertung zugeführt werden.

Nach der biologischen Reinigung werden letzte Schwebstoffe, die durch die reine Sedimentation nicht zurückzuhalten sind über einen konventionellen, sich selbstständig rückspülbaren Sandfilter eliminiert, bevor das aufbereitete Grauwasser einer Desinfektion mittels UV-Licht unterzogen wird.

Eine Besonderheit in diesem Projekt ist es, dass die Abluft der Aufbereitung nicht wie sonst üblich über ein hohes Dach entlassen werden könnte, sodass hier für den besonders niedrigen Standort im Innenhof noch ein Biofilter zur Abluftbehandlung integriert wurde.

|Fokus Betriebswassernutzung

Mit dem so erzeugten Betriebswasser werden ca. 250 Personen versorgt (Toilettenspülung und Mietergartenbewässerung). Wäschewaschen (optional) und wie in diesem Projekt – Nahrungsmittelproduktion – sind weitere Optionen für den Einsatz von hochwertigem Betriebswasser.

|Anwendungsreife, Umsetzungsbedingungen

Als bevorzugte Installationsorte für eine derartige Technologie seien in erster Linie der mehrgeschossige Wohnungsbau aber auch Hotels, Sportstätten genannt. Die erste 4 Sterne Hotelanlage mit 400 Betten wurde 1995 errichtet und ist immer noch erfolgreich in Betrieb. [1]

In jedem Fall ist es notwendig, dass Schwarzwasser und Grauwasser getrennt erfasst werden. Neben den Trinkwasserleitungen muss auch eine Betriebswasserleitung vorhanden sein, die farblich oder durch Hinweisschilder deutlich gekennzeichnet ist, um die Verwechslungsgefahr zu minimieren.

Das Grauwasserrecycling von ausschließlich niedrig belastetem Dusch- und Badewasser ist erwartungsgemäß etwas einfacher aufzubereiten als wenn – wie hier im Projekt – die Aufbereitung der belasteten Anteile aus Waschmaschinen und das Küchenabwasser. Dieser zusätzliche Aufbereitungsaufwand erfordert im Wesentlichen eine Vorstufe, die Fette und Speisereste ausreichend separiert.

Die Aufbereitung sämtlicher Grauwasserquellen hat aber den entscheidenden Vorteil, dass nahezu immer genügend Grauwasser ansteht und Trinkwassernachspeisungen in das Betriebswassernetz – wie sonst oftmals erforderlich – i.d.R. überflüssig sind.

Die hier implementierte Technologie kann aufgrund des 10-jährigen erfolgreichen Anlagenbetriebs als wartungsarm und betriebssicher bezeichnet werden (vgl. Betrieb und Wartung). Die Anwendungsreife des mehrstufigen Wirbelbettverfahrens ist im vollen Umfang gegeben.

Der Platzbedarf einer Grauwasserrecyclinganlage – ausgedrückt als reine Stellfläche bei einer nutzbaren Raumhöhe von ca. 2,5 m – beträgt etwa 0,1 m² pro angeschlossene Person.

Obgleich der jährliche Wartungs- und Kontrollaufwand mit maximal ca. 3-4 Arbeitstagen als gering einzustufen ist, ist sicher zu stellen, dass der Anlagenbetrieb stets durch ausreichend qualifiziertes Personal erfolgt. Neuere Anlagen werden (wie auch die Schwarzwasseraufbereitung) mit einer internetfähigen Steuerung versehen, die eine Online-Visualisierung des Prozesses sowie die ein-minütige Datenaufnahme und prinzipiell ein Monitoring zu allen Betriebsparametern ermöglicht. Das Über- und Unterschreiten voreingestellter Überwachungswerte sowie Störungen können ohne zeitliche Verzögerung per SMS/E-Mail an den Betreiber übermittelt werden.