|Nutzung, Dichte, Wanderungssaldo, Weg- und Zuzugsquoten, Eigentums- und Mietverhältnisse

Nutzungen des betrachteten Raumes bestehen heute somit weitgehend aus den zwischen 1990-2010 errichteten Bürogebäuden, Gewerbezentren und Hotels um den Potsdamer und Leipziger Platz sowie aus Misch- und Wohnnutzungen in der Südlichen Friedrichstadt. Die Belegungsdichte um den Potsdamer Platz herum ist gering, es gibt wenige, sehr hochpreisige Wohnnutzungen mit geringer Belegungsdichte. In der Südlichen Friedrichstadt sieht es anders aus, hier sind Einwohnerzahlen und auch Belegungsdichte höher. Der Anteil an Sozialmietwohnungen im Postdamer Platz Areal ist verschwindend gering. In der Südlichen Friedrichstadt ist der Anteil an Sozialmietwohnungen eher hoch. Ebenso verhält es sich mit den Mietpreisen und anderen Sozialstrukturdaten: Während die Zahl der Leistungsempfänger in Nord-Kreuzberg/ Südliche Friedrichstadt zunimmt, ist sie im Wohn- und Geschäftsviertel des Potsdamer Platzes verschwindend gering[1]. Der Mietspiegel um den Potsdamer Platz liegt im oberen Bereich, in der Südlichen Friedrichstadt kann man günstiger wohnen. Der Anteil an Sozialmietwohnungen ist im gesamten Modellgebiet gering, die Umwandlung in Wohnungseigentum vergleichsweise hoch. Das Zentrum um den Potsdamer Platz verzeichnet Zuzug, die Südliche Friedrichstadt ist stabil bzgl. Weg- und Zuzug [2]. Gemeinbedarfs- und Sondernutzungen wie z.B. Kindertagesstätten, Schulen und Studentenwohnheime befinden sich in der Südlichen Friedrichstadt. Die Gegend um den Potsdamer Platz ist geprägt durch Gewerbezentrum, Hotelstandort und Büronutzung.

Daten zur sozialen Struktur lassen vergleichsweise überdurchschnittliche Erwerbslosigkeit- und Armutsrisiken in der Südlichen Friedrichstadt erkennen. Der Index zur Sozialen Ungleichheit befindet sich auf niedrigem Status bei stabiler Dynamik[3].

Die Geschichte des Ortes ist hier noch ablesbar, die ehemalige Randlage der Südlichen Friedrichstadt und darin begründete Interventionen im Rahmen der IBA `87 auf der einen Seite sowie die Investitionen und der städtisch initiierte Bauboom der 1990er, der Leipziger Platz und Potsdamer Platz zum florierenden Stadtzentrum und zur Tourismusattraktion entwickelte.

|Baustruktur, Kartierung der RWF-Gebäudetypen, Wasserhaushalt

Die reale Nutzung der bebauten Fläche weist Bereiche mit Wohnnutzung als typische Blockrandbebauungen der Gründerzeit (Südliche Friedrichstadt)auf, welche massiv verändert und erweitert wurden durch die experimentellen Bauten der IBA `87.

Potsdamer und Leipziger Platz weisen hochgeschossige Ensemblebauten und Neubauten der 1990er und 2000er Jahre auf. Gewerbe und Dienstleistungszentren haben sich hier überwiegend angesiedelt, ergänzt um exklusive Neubauten mit Hotelnutzung.

Niederschlagsabflusswerte liegen im überdurchschnittlich hohen Bereich, da der Versiegelungsgrad des Gebietes ist mit 80-90 % enorm hoch ist. Das Gebiet um den Potsdamer Platz wird in Trennkanalisation entwässert, häusliches und gewerbliches Abwasser und Regenwasser werden getrennt abgeleitet[4]. Als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme zum immensen Bauvolumen des Platzes wurde ein umfassendes System der Regenwassersammlung, -reinigung und –verdunstung realisiert. Es besitzt eine hohe Aufenthaltsqualität und wurde vom Atelier und Ingenieurbüro Dreiseitl und externen Fachplanern realisiert[5]. In der Südlichen Friedrichstadt befindet sich die RWF-Pilotanlage mit ihrer blockbezogenen Grau- und Schwarzwasseraufbereitung sowie Regenwassersammlung und -verdunstung[6]. Der Rest des Gebietes der Südlichen Friedrichstadt wird im Mischkanalisationssystem entwässert.

|RWF-Entwicklungsthesen für die Inner City: Unterschiedliche Akteure vernetzen! Synergien nutzen, soziale und kulturelle Angebote schaffen! Image kreieren!

Charakteristisch für das RWF-Untersuchungsgebiet ist die Zweiteilung des Gebietes in das dynamische Gewerbe- und Bürozentrum und Tourismuszentrum Potsdamer Platz/ Leipziger Platz und die Südliche Friedrichstadt als Stadtteil mit prägender Wohnnutzung. Mit Blick auf Nutzungsgeschichte, Akteursspektren und Entwicklungsdynamik ist das RWF-Modellgebiet ein Transformationsraum, der sich einerseits dynamisch und stark planungs- und investitionsgesteuert entwickelt. Das Potsdamer Platz Areal, Gewerbe-, Tourismus- und Entertainmentzentrum weist über die Dachflächenpotenziale hinaus große Ressourcenpotenziale für RWF-Technologien auf: Schwarzwassersammlung und –aufbereitung in Büro- und Gewerbeeinheiten würden sich hier anbieten, die Regenwassersammlung ist bereits weitestgehend realisiert und kann genutzt werden. Bestehende Hotels und Spa-Bereiche sind Produzenten von Grauwasser und damit potenzielle Kunden für Grauwasseraufbereitung mit angeschlossenem Gastronomiebetrieb im Dachgewächshaus.

Die Südliche Friedrichstadt hingegen lässt sich als Stadtraum mit überwiegender Wohnnnutzung sowie Gemeinbedarfs- und Sondernutzungen beschreiben. Entwicklungspotenziale liegen hier vor allem im Bereich einer sozialen und partizipativen Stadtentwicklung, die Teilhabe an der Produktion und Konsumption von Lebensmitteln durch die Diffusion der RWF-Technologie ermöglicht.

Mann website-01-01Im Kontext der Diffusion der RWF-Technologie könnte die Innenstadt sich somit dynamisch als Zentrum für Tourismus und Entertainment entwickeln:  Innerstädtische Nahrungsmittelproduktion würde das Image der Stadt bereichern und die Dachfarm kann zum Ort internationaler Events oder auch zum Restaurant des 4-Sterne-Hotels werden. Parallel ist die Weiterentwicklung der innovativen Ideen der IBA`87 denkbar: Berlin verzeichnet Zuzug und die Frage nach sozial und ökologisch verträglichem Wohnraum steht erneut auf dem Plan der Stadtentwicklung. Das Untersuchungsgebiet unweit des Potsdamer Platzes zeigt hier zeitgenössische Beispiele, gespeist mit Ideen der 90iger Jahre und bereichert um die Technologien und Praktiken der gebäudeintegrierten Farmwirtschaft.

Die Innenstadt könnte so z.B. in Zukunft viele zukunftsweisende Veranstaltungen beherbergen, wie z.B. einen Tag der offenen Abwasserfarm.Ganz sicher kämen verschiedene Akteure der Stadtentwicklung und auch Touristen, um gebäudeintegrierte Farmwirtschaft als Bestandteil des zukunftsweisenden Wohnungsbaus anzuschauen. Die Innenstadt würde unterschiedliche Akteure anziehen und vernetzen, Synergien nutzen und vielfältige soziale und kulturelle Angebote schaffen. Den Diskurs um das Lebensgefühl und das Image der Stadt würde eine solche Entwicklung ganz sicher bereichern! [7]

RWF-Pressespiegel: Tag der offenen Abwasserfarm, Autor: Ralf Hutter, veröffentlicht in www.energiezukunft.eu am 04.10.2015: http://www.energiezukunft.eu/umwelt/leben/tag-der-offenen-abwasserfarm-gn103588/.