|Nutzung, Dichte, Wanderungssaldo, Eigentumsverhältnisse

Im Gebiet dominierend ist die Wohnnutzung, organisiert durch Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften. Derzeit liegt die Einwohnerdichte überwiegend bei 150-250 Einwohner/ ha. Es gibt einen hohen Anteil an Gemeinbedarfs- und Sondernutzungen wie z.B. Kindertagesstätten, Schulen und Pflegeeinrichtungen. Als statistischer Altersdurchschnitt wurde 44,0 bis unter 46,0 Jahre ermittelt.Der Anteil an Sozialmietwohnungen ist im Vergleich zu anderen Berliner Quartieren hoch. Die Mietpreise liegen im unteren Bereich des Berliner Mietspiegels. Im Vergleich zu den Vorjahren (vor 2010) kommt es vermehrt zur Umwandlung von städtischem Eigentum in Privateigentum. Der Bezirk verzeichnet Zuzug.[4]

Die Berliner Senatsverwaltung weist Marzahn-Hellersdorf als Standort für neuen Wohnungsbau aus. [5] Derzeit liegt die Einwohnerdichte überwiegend bei 150-250 Einwohner/ha. Es gibt einen hohen Anteil an Gemein- und Sonderbedarfsnutzungen, wie z.B. Kindertagesstätten, Schulen und Pflegeeinrichtungen. Daten zur sozialen Struktur lassen teilweise überdurchschnittliche Erwerbslosigkeit und auch teilweise ein erhöhtes Kinderarmutsrisiko erkennen. Der Index zur Sozialen Ungleichheit befindet sich auf niedrigem Status bei stabiler bis positiver Dynamik.[6]

|Baustruktur, Kartierung der RWF-Gebäudetypen, Wasserhaushalt

Baustrukturen der Großwohnsiedlungen in Marzahn sind Geschosswohnungsbauten in industrieller Fertigbauweise mit 4 bis mehr als 10 Vollgeschossen, gekennzeichnet als hohe Bebauung der Nachkriegszeit. Gewerbe und Dienstleistung finden überwiegend zentriert in Ortszentren und in Gewerbeparks statt.

Als großflächige Dachflächenpotenziale für RWF-Nutzung lassen sich demnach die Wohngebäude, Gemein- und Sonderbedarfsnutzungen wie z.B. Schulen und auch die Gewerbe- und Industrienutzungen am Rande der Großwohnsiedlungen nennen. Vereinzelt sind niedrige Baustrukturen mit Hausgärten zu finden. Charakteristisch für Marzahn Hellersdorf ist der große Freiflächenanteil zwischen den Blöcken der Großwohnsiedlungen und entlang des Gewässerlaufes der Wuhle.

Niederschlags- und Abflusswerte des Modellgebietes liegen im durchschnittlichen Bereich. Im Bereich der Wohn- und Gewerbenutzung sind die Abflusswerte, im Bereich der Freiflächen die Verdunstungswerte hoch. Der größte Teil des Bezirkes wird in Trennkanalisation entwässert: Niederschlagswasser wird getrennt abgeleitet durch die vorhandene Regenwasserkanalisation und entwässert in den Flusslauf der Wuhle und den Bach Marzahn-Hohenschönhausener-Grenzgraben. Die Schmutzwasserkanalisation nimmt das häusliche und gewerbliche Abwasser auf. Entlang großer Straßen wird im Mischkanalsystem entwässert.[7]

|RWF-Entwicklungsoptionen für Marzahn-Hellerdorf: Kommunizieren! Umbauen! Produzieren!

In der Berliner Stadtentwicklungsstrategie 2030[8] ist Marzahn-Hellersdorf einer der 11 Transformationsschwerpunkte: Bis 2030 soll Marzahn-Hellersdorf zum Vorzeigeort klimagerechter Stadtentwicklung und der Smart City geworden sein. Der Transformationsraum soll sich zum zukunftsfähigen Wohn-, Bildungs- und Arbeitsstandort entwickeln und ein Raum mit attraktiven, multifunktionalen Stadtzentren werden. Impulse sind die Internationale Gartenausstellung zum Thema Stadt und Ernährung 2017 und der Clean Tech Business Park.[8]

RWF-Entwicklungsoptionen ordnen sich in diese Stadtentwicklungsstrategie ein und zeigen konkrete Transformationspotenziale auf.  Marzahn-Hellersdorf könnte sich zur Umbaulandschaft entwickeln: „Die verlandschaftlichte Stadt, mit ihrem Wechsel differenzierter Freiräume und kompakter urbaner Inseln vereint den Wunsch nach einem Wohnen im Grünen mit der Nachfrage nach den kulturellen und infrastrukturellen Angeboten der Stadt.“[9]

Ein Blick auf die im Modellgebiet vorhandenen Typologien und Akteure zeigt die Potenzialflächen: Gebäude der Großwohnsiedlungen eignen sich grundsätzlich für die vier ROOF WATER-FARM Varianten. Aufgrund der überwiegenden Wohnnutzung besitzt die Typologie Wohnbau ein hohes Entwicklungspotenzial.  Aber auch andere Typologien wie Bildungsbau oder Gewerbebau sind denkbar. Grauwasser, Schwarzwasser und/oder Regenwasser würden zur Ressource für Nahrungsmittelproduktion in Aqua- und/oder Hydroponik im (Dach)Gewächshaus.

Bei einer Bruttogrundfläche des Dachgewächshauses von 400m2 ergibt sich im Falle eines Produktionsgewächshauses und nach Abzug entsprechender Nebennutzflächen für WC, Personal, Arbeitsbereich, Technik sowie Verkehrs- und Erschließungsflächen eine Netto-Produktionsfläche von 200 m2. Bei einem angenommenen Anbauverhältnis von 1m3 Fisch zu 6m2 Pflanze ergibt sich beim Farmtyp Aquaponik mit saisonaler RWF-Produktpalette wie etwa Salat, Erdbeere, Paprika, Aubergine eine jahresdurchschnittliche Bedarfsdeckung der Einwohner mit frischem Fisch (z.B. Wels, Schlei Karpfen) von Minimum 80% und mit frischem Obst/ Gemüse von Minimum 70%. Beim Farmtyp Hydroponik (ohne Fisch) erreicht die Bedarfsdeckung mit frischem Obst/Gemüse Minimum 90%. Dabei wurde von einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Jahresbedarf von 5,2 kg Fisch/ Meeresfrüchte sowie 68,7kg Gemüse/Obst ausgegangen.[10]

Die großen zusammenhängenden Gewerbeflächen werden zu Potenzialflächen für die ROOF WATER-FARM-VARIANTE IV Typologie Gewerbebau. Regenwasser würde zur Ressource für Nahrungsmittelproduktion in Aquaponik im (Dach)Gewächshaus. Regenwasser und Schwarzwasser würden zur Ressource für Nahrungsmittelproduktion in Hydroponik im (Dach)Gewächshaus. Die vorhandenen Gemeinbedarfsnutzungen würden zu Potenzialflächen für die ROOF WATER-FARM-Variante II  Typologie Bildungsbau. Regenwasser und Schwarzwasser würden zur Ressource für Nahrungsmittelproduktion in Hydroponik im (Dach)Gewächshaus.

Wohnungsbaugesellschaften bzw. Mieter, Gewerbetreibende und Kinder/ Schüler könnten natürlich auch Abnehmer von Nahrungsmitteln, also Konsumenten sein. Die Orte der Wassersammlung- und –aufbereitung, Orte der Produktion und/oder Konsumption von Lebensmitteln wären durch Verarbeitungs-, Lagerungs- und Lieferlogistik miteinander verbunden.