RWF ist eine innovative sektorübergreifende Infrastruktur mit einer Reihe von Wirkungsmöglichkeiten auf gebäude-, städtischer- und gesamtwirtschaftlicher Ebene. Mit Hilfe einer multikriteriellen Analyse konnten eine Reihe von Kriterien für die Analyse und Bewertung von RWF Konzepten identifiziert werden, die über eine reine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung hinausgehen. Die Kriterien umfassen monetäre und nicht monetäre Aspekte aus den unten dargestellten Bereichen.

Integrierte Analyse_1

Im folgenden Text werden die gruppierten Bewertungskriterien stichpunktartig vorgestellt. In nebenstehenden Abbildungen werden die vier RWF Varianten und der Status-Quo (konventionelle Abwasserentsorgung, Gebäudeausstattung und Lebensmittelproduktion) entlang aller Bewertungskriterien der jeweiligen Gruppen verglichen. In den Darstellungen ist das Ergebnis eines software-gestützten paarweisen Vergleichs aller Varianten miteinander dargestellt. Daran kann abgelesen werden, welche Variante bei welchem Kriterium im Vergleich zu den anderen Varianten besonders gut abschneidet.

Bei der Betrachtung der dargestellten Kriterien und Diagramme fällt auf, dass:

  • Mehr Nutzen und Potenziale für RWF identifiziert und berücksichtigt werden konnten als Kosten und Risiken;
  • Der Status-Quo der konventionellen Siedlungswasserwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Gebäudeausstattung besonders gut bei den Kosten und Aufwendungen auf Gebäudeebene abschneidet (weil Investitionen für RWF Infrastruktur ausbleiben), bei Nutzen und Potenzialen aber hinter RWF zurückbleibt;
  • Dass je nach Kriterium unterschiedliche RWF Varianten spezifische Stärken und Schwächen aufweisen.

Hier folgt eine Kurzvorstellung der gruppierten Kriterien.

|Kosten, negativer Nutzen auf Gebäudeebene sowie Kosten/Risiken auf städtischer Ebene (Abbildung rechts > Kosten Gebäude/Stadt):

  • Investitionskosten (Invest): Investitions- und Reinvestitionskosten auf Gebäudeebene, für die Installation der RWF-Systemkomponenten (z.B. Wasseraufbereitung, Gebäudetechnik, Dachgewächshaus).
  • Betriebskosten (BetrKo): Jährliche Betriebskosten auf Gebäudeebene, inklusive Betriebsmittel, Arbeitsaufwand, Entsorgungs- und Energiekosten.
  • Energieverbrauch (E-Verb.): Jährlicher Energieverbrauch der RWF-Systemkomponenten (z.B. Wasseraufbereitung, Pumpen, Dachgewächshaus).
  • Zeitaufwand für Betrieb (ZeitB): Zeitaufwand für Betrieb und Wartung der RWF-Systemkomponenten bei hohem Technisierungsgrad (z.B. Wasseraufbereitung und Dachgewächshaus).
  • Rückbau- und Umnutzungsfähigkeit (Geb-Umnutz): Rückbau- und Umnutzungsfähigkeit der RWF-Systemkomponenten (z.B. Wasseraufbereitung, Gebäudetechnik, Dachgewächshaus).
  • Informationsbedarf Stakeholder (Info-Bed): Erforderlicher Informationsbedarf für Planer, Hauseigentümer, Bewohner und Nutzer für einen robusten und sicheren Betrieb der RWF-Anlage.
  • Erhöhte spezifische Wasserver- und Entsorgungskosten (Spez-Entsorg): Potenziell erhöhte spezifische Kosten (pro angeschlossenem Einwohner) für die Trinkwasserversorgung sowie die Entsorgung von häuslichem Abwasser durch die konventionelle Siedlungswasserwirtschaft bei teilweiser, städtischer Umsetzung von RWF.

|Potenziale auf Gebäudeebene (Abbildung rechts > Potenziale Gebäude):

  • Anschlussfähigkeit mit anderen Technologien (Anschl-Tech): Anschlussfähigkeit der RWF Komponenten, beispielsweise Wärmerückgewinnung aus häuslichem Abwasser.
  • Wertsteigerung der Immobilie (Immo-Wert): Potenzielle Erhöhung des Immobilienwertes durch RWF-Infrastruktur und/oder Imagegewinn.
  • Erlöse durch Verkauf von Produkten oder Selbstversorgungspotenzial (Prod-Erlös): Erlöse durch Verkauf von produziertem Fisch und Gemüse. Bzw. die Möglichkeit, sich mit den Produkten selber zu versorgen.
  • Verringerte Trinkwasser- und Abwassergebühren (Gebühren Spar): Potenzielle Gebühreneinsparungen durch Verwendung von aufbereitetem Abwasser für WC Spülungen und Evapo-transpiration der Pflanzen im Gewächshaus.

|Potenziale auf städtischer Ebene (bei angenommener breiter Umsetzung von RWF) (siehe Abbildung rechts > Potenziale Stadt):

  • Entlastung zentraler Kläranlage (Entl.): Potenzielle mengenmäßige und stoffliche Entlastung der zentralen Kläranlage durch verringerte städtische Abwasserproduktion.
  • Retentionspotenzial bei Extremwetterereignissen (Ret-Pot-Extr.): Erhöhtes Rückhaltepotenzial von Starkregen durch dezentrale Regenwassersammlung und -nutzung. Unter Umständen können so auch Oberflächengewässer durch potenziell reduzierte Überläufe aus der Mischwasserkanalisation entlastet werden.
  • Potenzielle Energieerzeugung mit Reststoffen (E-Pot): Potenzielle dezentrale Energieerzeugung durch Verwendung der organischen Rest- und Abfallstoffe der RWF-Systeme (z.B. Klärschlamm, Fette, Pflanzen- und Fischabfälle).
  • Transparenz / Kontrollmöglichkeiten der Lebensmittelherstellung (Transp-Prod): Kontrollmöglichkeiten und Transparenz der Lebensmittelproduktion in RWF-Dachgewächshäusern.
  • Multifunktionalität von Stadtraum (MultifunktStadt): Die Anzahl der Nutzungsmöglichkeiten pro Flächeneinheit im Stadtraum erhöht sich durch RWF (Leben, Produzieren, Lernen…).
  • Lokale Wertschöpfung / Vernetzung von Nutzergruppen (Lokal Wert): Wertschöpfungspotenziale in der Stadt und Vernetzungsoptionen von unterschiedlichen Akteuren durch Betrieb von RWF.
  • Verringerte Transportwege, Lagerung und Kühlung von Lebensmitteln (Kurz-Transp): Verkürzte Versorgungswege bei Lebensmittelproduktion durch urbane Produktion im Vergleich zu konventioneller Lebensmittelherstellung.
  • Angebote für fachlichen und unkonventionellen Tourismus (Tourism): Angebote in der Stadt für fachliche Besuche und Besichtigungen.

|Potenziale Gesamtwirtschaft, Gesellschaft und Ökosystem (siehe Abbildung rechts > Potenziale Gesamtwi.):

  • Reduzierter Einsatz von Mineraldünger (Düng-Verb.): Reduzierter Verbrauch von Mineraldünger für Lebensmittelproduktion durch Nutzung von Abwasserressourcen als Düngemittel.
  • Reduzierte Flächenversiegelung für Lebensmittelproduktion (Flächen-Vers): Durch Nutzung von Dächern als Produktionsstätte könnte die Versiegelung von Flächen für Lebensmittelproduktion (Gewächshäuser) reduziert werden.
  • Reduzierte Überfischung natürlicher Gewässer (Red-Überfisch): Durch innerstädtische Fischproduktion in Aquakultur sinkt der Fischereidruck auf natürliche Oberflächengewässer.
  • Entwicklung Green Economy-Innovationen (GreenEcon): Entwicklung von Technologien und Dienstleistungen der Green Economy, die auch für den Export geeignet sind.
  • Neue Arbeitsplätze und Berufsbilder (Arbeitspl.): Neue Arbeitsplätze und Berufsbilder für den Bau und Betrieb von RWF (Wasseraufbereitung, Dachgewächshaus).