Die Gebäudetypologie Wohnungsbau weist rund 40% Dachflächennutzungspotenzial bezogen auf alle Flachdächer Berlins auf. Das ist das Ergebnis einer Berlin-weiten Potenzialanalyse mittels eines Geographischen Informationssystems (GIS) (siehe RWF-Dachflächenanalyse Berlin). Zwar haben von den 535 920 erfassten Gebäuden in Berlin lediglich 13% (27 252) Flachdächer mit mehr als 50m² nutzbarer Fläche. Allerdings lebt mit rund 57% der Großteil der 3,4 Mio. erfassten Einwohner in diesen Gebäuden und trägt so maßgeblich zur häuslichen Abwasserproduktion bei. [1] [2]

Unter die RWF-Typologie „Wohnungsbau“ fallen im Abgleich mit dem Objektschlüsselkatalog Berlin (2005) [3] im automatisierten Liegenschaftskataster z.B. freistehende Wohnblocks, Wohnblocks in geschlossener Bauweise, Wohnhäuser oder Wohngebäude allgemein, wie z.B. Großwohnsiedlungen („Plattenbauten“)[4] [5].

Mann website-01-01Durch die mögliche Anwendung aller vier RWF Varianten ist die Typologie Wohnungsbau besonders interessant für bauliche und stadtgestalterische Machbarkeits- und Übertragbarkeitsuntersuchungen. Es fallen sowohl Regenwasser und Grauwasser, als auch Schwarzwasser im Gebäude in relevanter Menge an. Interessant ist vor allem die dezentrale Aufbereitung von Grauwasser als nutzbare Ressource (Betriebswasser und Energie) im Gebäude und für das Farming auf dem Dach oder im Hof. Der Grauwasseranteil macht ca. 70% des Abwasserstroms in Wohngebäuden aus, weshalb ein doppeltes Leitungsnetz im Falle von Strangsanierungen oder Neubauvorhaben unbedingt vorzusehen wäre (siehe Grauwasser).

In weiterer stadträumlicher Übertragbarkeit der Ergebnisse der RWF-Gebäudestudie am Beispiel der Wohnanlage „Block 6“ wurden für das Fallbeispiel eines Plattenbaus Typ WBS-70, als standardisierter Typenbau einer Großwohnsiedlung in Berlin-Marzahn [4] [5], zwei Gebäudepässe entwickelt. Diese fokussieren jeweils ein kommerzielles Betreibermodell und ein anwohner-orientiertes, nicht-kommerzielles Betreibermodell. Für den von der Berliner Wohnungsbaugesellschaft degewo [6] verwalteten Standort der Wohnanlage Belziger Ring 2-6, 48-52, 54-60, 62-68 im RWF-Untersuchungsgebiet Stadtrand (siehe Lageplan unter Baukonstruktive Einschätzung) werden umsetzungsrelevante Kenndaten und Grafiken in punkto Gebäude, Wassertechnik und Farmbetrieb auf den jeweiligen Gebäudepass-Karten dargestellt. Für die anspruchsvollere Aquaponik-Grauwasser-Variante wird ein kommerzielles Betreibermodell entworfen und für die leichter handhabbare Regenwasser-Hydroponik-Variante ein mögliches anwohner-orientiertes, nicht-kommerzielles Betreibermodell vorgeschlagen (siehe Betreibermodell Wohnungsbau).

Die RWF-Gebäudepässe Wohnungsbau Aquaponik und Hydroponik fassen die Ergebnisse kompakt zusammen.